Dramatik spiegelt sich in Gesichtern – Christophorus-Kantorei feiert mit Johannespassion in der Eichwaldhalle einen Erfolg

Die jüngste Produktion der Christophorus-Kantorei übertraf die kühnsten Erwartungen…Nach erfolgreicher Inszenierung von »Anatevka« im vergangenen Jahr nahm sich das mit Goldmedaillen preisgekrönte Ensemble wieder ein ambitioniertes und zeitaufwendiges Projekt vor. Die szenische Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach brachte einen atemberaubenden Erfolg bereits bei der Premiere…Die Idee von Michael Nonnenmann (künstlerische Leitung) und Friederike Rademann (Choreografie), das konzertante Werk auf die Bühne zu bringen und seine ohnehin überwältigende Aussagekraft mit modernen Ausdrucksmitteln zu betonen, resultierte in einem authentisch und ergreifend dargestellten Leidens-Mysterium Christi. Ungewöhnlich harmonisch schlossen sich Musik, Bewegung und Emotionen in eine grenzüberschreitende Einheit zusammen. Durch das minimalistisch gestaltete Bühnenbild und die wortlose Gestik der Tanzenden erhielt die Bachsche Passion einen symbolischen und doch sichtbaren Rahmen, in dem die vertonte Evangeliums-Konstante ihren realistischen und erschütternden Ausdruck fand. Eine überdimensionale Dornenkrone wies auf das Grauen des Kreuzweges hin, zwei hochkantig aufgestellte Anklage-Bänke symbolisierten die Gefangennahme. Auf den ersten Blick fehlte das symbolträchtigste Element Kreuz, doch dieses bildeten immer wieder die schreiend ausbreiteten Arme der stummen, schwarz gekleideten Figuren.

Während Felix Meybier (Bass) und Daniel Raschinsky (Bass) in den Rollen von Jesus und Pilatus mit auf der Bühne wirkten, sangen Markus Ullmann (Tenor) als erzählender Evangelist, Jeanette Bühler (Sopran), Matthias Lucht (Altus) und Jo Holzwarth (Tenor) ihre Parts im Schatten des Orchesters. Eine glückliche Lösung, da sich ihre einfühlsamen Stimmen in den weichen Klang der historischen Instrumente des Collegium Instrumentale einbetteten und tiefste Gefühlsregungen offenbarten… Die besondere Anerkennung gebührt dem Kantorei-Ensemble. Innerhalb von wenigen Monaten beherrschten die Christophorus-Gymnasiasten aus den achten bis zwölften Klassen nicht nur ihr umfangreiches Gesangspensum perfekt, sondern lernten den ganzen Passions-Inhalt auswendig kennen… Parallel zu vokalen Vorbereitungen übte eine Tänzergruppe unter den Anweisungen der Stuttgarter Choreografin Friederike Rademann Schritte, Gestik, Körpersprache und Bewegungsdisziplin. Während der Aufführung spiegelte sich im Gesichtsausdruck jedes einzelnen deutlich die Dramatik des Geschehens wider, aber ihre Darstellungslust strahlte auch Engagement und Ehrgeiz aus. Michael Nonnenmann führte die zweistündige Vorstellung wie gewohnt mit größter künstlerischer Sorgfalt. Diesmal arbeitete er mit einem beträchtlich ausgebauten Aufführungsapparat, mit mehreren vokalen und instrumentalen Profis, aber auch mit »seinen« Heranwachsenden, die ihrem beliebten Dirigenten die ganze Aufmerksamkeit schenkten und jedem Wink folgten.
Es war ein aufwühlendes Spektakel voller Regungen und Kontraste…

Schwarzwälder Bote 27.03.2018

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