Christophorus-Kinderchor bei der Stunde der Kirchenmusik
Heilbronn Gute Chöre gibt es nicht zum Nulltarif. Man muss schon etwas für die Nachwuchspflege tun, um weiterhin Konzertchöre bestücken zu können. Das Christophorus-Gymnasium im Schwarzwaldstädtchen Altensteig sitzt dafür an der Quelle. Die Großen waren schon oft in der Heilbronner Kilianskirche zu Gast, jetzt darf auch mal der 2005 gegründete Christophorus-Kinderchor eine Stunde der Kirchenmusik bestreiten. Dabei machen es sich die Schüler der Chorklassen 6-8 nicht leicht. Unter der engagierten und gut führenden Leitung von Wolfgang Weible geht es um weit mehr als um richtige Töne und rhythmische Präzision. Früh wird der Kinderchor an unterschiedliche Sprachklänge und Stilepochen herangeführt.
Auf dem Punkt Wie artikuliert man richtig auf Lateinisch, Deutsch, Englisch? Kein Problem für die junge Sängerschar. Die Klavierpatterns für „Praise ye the Lord“ hat Douglas Coombes (1946) bei Phil Glass abgeschaut, rhythmisch auf den Punkt singt der Chor. Gute Ansätze zum Verständnis musikalischer Rhetorik bei Heinrich Schütz zeigen sich im „Erhöre mich, wenn ich rufe“. Intonatorisch herausfordernd ist das leuchtende „Sanctus“ des Polen Piotr Janczak (1972) gespickt mit Wendungen altslawischer Kirchenlieder. Auch der in diesem Jahr 1000-jährige Knut Nystedt hält schwierige Aufgaben bereit, die aber erstaunlich gemeistert werden: Die Sopran-Soli müssen sich in „Kärlekens lov“ ausdrucksvoll behaupten.
Im Mittelpunkt des Konzerts stehen Vertonungen des 23. Psalms. Der populäre Text über den verborgenen Gott als Beistand in allen Lebenslagen hat selbst Filmkomponisten inspiriert. An die Glockentürme seiner Heimat mag der Belgier Kurt Bikkembergs (1958) für sein „A shepherd be my Lord“ gedacht haben, mit seinen glockenartig schwingenden Klangmustern.
Ruppig Der 2006 verstorbene Esslinger Paul Ernst Ruppel mag es eher ruppig, wenn kantige Klavierharmonik dem Chor im knifflig gesetzten „Psalm 23“ in die Parade fährt. Doch der Chor setzt mutig auch heikle Satzteile in Klang. Sehr selbstbewusst gestaltet Jung-Organist Matthias Hinderer walisisch inspirierte Stücke wie die Paraphrase über „Suo Gan“ von Hans André Stamm an der Hauptorgel. Der Chor verabschiedet sich mit einer launig choreographierten Version der „Schwäb´sche Eisenbahne.

Die Heilbronner Stimme schreibt am 20.07.2015 zum Konzert des Christophorus-Kinderchores Altensteig in der Stunde der Kirchenmusik an der Kilianskirche Heilbronn am 18.07.2015 (von Rainer Heinle, Musikwissenschaftler)