Stimme erheben! Kinderoper Brundibár erklingt zum 80. Jahrestag Befreiung

Holocaust-Gedenktag 2025 am CGA
Christophorus-Kinderchor und Jugendsinfonieorchester Altensteig

Altensteig: 27. Januar 2025

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz führte der Christophorus-Kinderchor gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester Altensteig die Kinderoper Brundibár von Hans Krása am Ende einer besonderen Veranstaltungsreihe auf.

Obwohl der Inhalt des Brundibár Stoffes keine politischen Inhalte aufweist, bekam die 1938 von Hans Krása komponierte Oper (Libretto Adolf Hoffmeister) in Zeiten des 2. Weltkriegs einen symbolischen Mehrwehrt. Das Böse, verkörpert durch die Figur des Brundibár, wird im Opernfinale von den zwei Geschwistern gemeinsam mit ihren Freunden besiegt.
Für die Menschen in Theresienstadt, wo die Oper mehr als 50-mal in den Jahren 1942-44 aufgeführt wurde, wurde Krásas Musik und Adolf Hoffmeisters Libretto zu einem Symbol der Auflehnung gegen das Nazi Regime, Kraftquelle und Hoffnungsmusik zugleich. Ela Stern, Überlebende KZ Theresienstadt, die als 12-Jährige in der Brundibár-Aufführung in Theresienstadt die Katze spielte, erinnert sich: „Wir haben diesen Moment der Freiheit ausgeschöpft.“Die Realität, die folgte, war bitter. Die meisten Mitwirkenden, darunter Komponist Hans Krása, wurde – wie Ilse Weber, Victor Ullmann und viele andere – nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Atmosphäre im vollbesetzten Foyer war von Nachdenklichkeit, Anteilnahme, Hoffnung und Bewunderung für die jungen Musikerinnen und Musiker geprägt. Das Jugendsinfonieorchester spielte zartfühlend die Filmmusik zu Schindlers Liste, die Bläsersinfonietta ließ mit Musik aus Anatevka die lebensfrohe Atmosphäre eines jüdischen Schtetl am Vorabend eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte erstehen, ehe die Oper erklang. Der Christophorus-Kinderchor ließ Ilse Weber in die Gegenwart hineinsprechen und rührte mit einer Auswahl ihrer Lieder. „Es war nicht nur eine großartige, sondern und die Zuhörern auch eine beeindruckende Leistung“, bemerkten die Zuhörer:innen. „Die Chormitglieder wuchsen über sich hinaus.“

„Mein großer Dank gilt allen Beteiligten für dieses sorgfältig abgestimmte Programm, das den Opfern eine Stimme gibt“, würdigte Schuldekan Thorsten Trautwein die Veranstaltungsreihe des Christophorus-Gymnasiums „Erinnern und Gedenken“.

Ein Gedicht, der in Auschwitz ermordeten jüdischen Künstlerin Ilse Weber soll an dieser Stelle einen würdigen Platz finden.

Emigrantenlied

Schluck runter die Tränen, verbeiß deinen Schmerz,
hör nicht auf das Schimpfen und Schmähen!
Dein Wille jedoch sei hart wie das Erz,
die Not zu überstehen.

Denn alles wird gut, denn alles wird gut,
ertrag geduldig das Warten.
Vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut,
die Welt wird wieder zum Garten!

Dann endet die Zwietracht, der Haß und die Gier,
und alles Leid hat ein Ende.
Dann sagt dein Feind »Bruder Mensch« zu dir
und reicht beschämt dir die Hände.

Denn alles wird gut, denn alles wird gut,
ertrag geduldig das Warten.
Vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut,
die Welt wird wieder zum Garten!

Und du brauchst nicht länger mehr ferne zu stehn,
wenn andre sich freuen und lachen.
Für dich auch wird die Sonne aufgehn,
für dich das Vöglein erwachen!

Denn alles wird gut, denn alles wird gut,
ertrag geduldig das Warten.
Vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut,
die Welt wird wieder zum Garten!

Für dich strahlt die Sonne, für dich grünt der Baum,
du hast wieder Heimat und Brüder.
Das Böse vergeht wie ein schwerer Traum,
das Leben beseligt dich wieder.

Denn alles wird gut, denn alles wird gut,
ertrag geduldig das Warten,
vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut,
die Welt wird wieder zum Garten!

Ilse Weber
Aus der Sammlung „In deinen Mauern wohnt das Leid“.

Die Chor-Redaktion
Wolfgang Weible, Chorleitung

Presseberichte

Pressebericht

Amtsblatt Altensteig (PDF)
12.02.2025

Impressionen, 26. + 27. Januar 2025, Foyer des Christophorus-Gymnasiums Altensteig