Und ein Flüstern wird hörbar
an dem Ort, wo das Haus stand,
das zerstört wurde.
Jehuda Amichai
Musik und Lyrik im Bürgersaal Altensteig am 09.11.23
Hommage an Ilse Weber, eine fast vergessene jüdische Lyrikerin und Musikerin
Ein musikalisch-literarischer Abend des Christophorus-Kinderchores gemeinsam mit dem Geschichte Leistungskurs K1 des Christophorus-Gymnasium Altensteig und Herrn Sven Gebhard im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Christophorus-Gymnasium Altensteig
„85 Jahre danach – Und jetzt?“
Ilse Webers Melodien und Gedichte sind feinfühlig, zärtlich, tiefschichtig und doch auch erschütternd und aufrüttelnd zugleich. Sie lassen ihre aufopferungsvolle Liebe zu den von den Nazis verfolgten Kindern und deren Schicksal erspüren.
Texte und Gedichte der Oberstufenschüler:innen des Geschichte Leistungskurses intensivierten das durch die Liedermelodien Erlebte und schaffen neben Klangbildern der Erinnerung einen Mikrokosmos der Verbundenheit mit Kindern, die unter Gewalt und Terror leiden. Auf der Flöte musizierte virtuos-empfindsam Schulmusikstudentin Marlene Theurer eine Sonate von Arcangelo Corelli (1653-1713) und wurde dabei von Matthias Hinderer am Flügel begleitet.
Der Christophorus-Kinderchor ist dankbar, Ilse Webers Melodien im malerischen Schwarzwaldstädtchen Altensteig einen hörbaren Klang und damit Ilse Weber und ihrer Hoffnung eine Stimme geben zu können – gerade in diesen Zeiten:
Mein Kind, du wirst sehn:
einst, wenn du erwacht,
ist Frieden gekommen
über die Nacht.
Ilse Weber
Ilse Weber wurde am 11.01.1903 in Witkowitz bei Mährisch-Ostrau (heutiges Tschechien) geboren.
Sie wurde am 6.10.1944 in Auschwitz ermordet.
Die Chor-Redaktion mit
Wolfgang Weible, Chorleiter
„It was very sad, but very thought-provoking and beautiful!“ (Tancu)
KULTURTALK MIT DIMITAR DIMITROV
Freitag, den 11.11.23 um 11:00 in der Stadtkirche Altensteig
Der Kulturtalk mit dem Organisten Dimitar Dimitrov am Freitagmorgen in der evangelischen Stadtkirche ermöglichte eine Begegnung mit einem jungen, talentierten Organisten aus Berlin, der seine Zukunft in Israel sieht. Neben einer Einführung in die Orgel, Orgelmusik von Barber und anderen konnten die Gäste mit Herrn Dimitrov ins Gespräch kommen. Themen waren die jüdisch-synagogale Musikkultur, jüdische Feste und deren musikalische Auskleidung innerhalb des liberalen Judentums, das Leben der Juden in Deutschland. Gemeinsamkeiten, kulturelle Andersartigkeit und Verwandtschaft kamen zur Sprache, beeindruckendes Orgelspiel wurde erlebbar.
Stunde der Kirchenmusik der Stadtkirchengemeinde am 11.11.23
Der Christophorus Kinderchor trifft den jüdisch-bulgarischen Organisten Dimitar Dimitrov aus Berlin. Die Musik der Stunde der Kirchenmusik in der evang. Stadtkirche Altensteig am Sonnabend, den 11.11.23 brachte Komponistinnen und Komponisten jüdischer Provenienz zu Gehör und ließ die Tage der Erinnerung am Christophorus-Gymnasium „85 Jahre danach – und jetzt?“ in und mit der Öffentlichkeit besinnlich-feierlich ausklingen.
Der Christophorus-Kinderchor musiziert mit Dimitar Dimitrov, einem brillanten jüdisch-bulgarischen Nachwuchs-Organisten aus Berlin, welchen der Christophorus-Kinderchor Altensteig für die von Musiker-Ehepaar Schuler-Meybier organisierte Stunde der Kirchenmusik gewinnen konnte.
Es erklangen Werke jüdischer Komponisten wie Samuel Barber und Louis Lewandowsky, einem der Vorreiter der synagogalen Musik des 19. Jhd. Der Christophorus-Kinderchor intonierte hebräische Literatur wie האזינה אלוהים תפילתי Ha’azina Elohim tfi la ti, von Naomi Shemer und Mariam Maura. Pfarrerin Sabine Lüdke hielt die Liturgie und orientierte sich dabei am ersten Testament und der Hoffnung auf Frieden für die südliche Levante.
Eingebettet war die Stunde der Kirchenmusik in eine Veranstaltungsreihe unserer Schule „85 Jahre danach – Und jetzt?“ Diese fand vom 09.11-11.23 an verschiedenen Orten in verschiedenen Veranstaltungen in Altensteig satt. Diese erinnerten an die Ereignisse vom 09.11.1938.
In der Nacht vom 9./10.11.28 begannen im nationalsozialistischen Deutschland Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung, jüdische Geschäfte wurden zerstört Synagogen brannten. Dies war der Beginn der systematischen Verfolgung und Vernichtung des europäischen Judentums, der Anfang des Holocaust.
Mit den Veranstaltungen kehrte durch die Musik für einen kleinen Moment ein Mikrokosmos jüdischen Lebens in das malerische Städtchen Altensteig im Nordschwarzwald zurück.
Es ist dunkel und neblig. Ich zünde eine Kerze an.
Und selbst wenn es nur ein kleines Licht ist,
ist die Finsternis für eine Weile weg.
Kerstin Soederblohm
Die Chor-Redaktion mit
Wolfgang Weible, Chorleiter
“ ..it makes me so happy to receive the beautiful recording with your children’s choir
during these dark tragic days. Warmest wishes, with hope it will help …bring peace to the area.“
Hadassa Berry, November Jerusalem.